Eine „Eins“ im Zeugnis

Jeder der sich mit Kindern umgibt, redet derzeit über eine Bewertung des letzten halben Jahres – denn Halbjahreszeugnisse sind das große Thema in unserer Altersgruppe, mit denen wir uns auf dem Hallenparkett bewegen. Das mag in der Schule ganz unterschiedlich ausfallen, aber das Ziel sollte immer das Bestmögliche sein. Und auch wir wollten im Sportlichen für unsere Jungs eine „Eins“ im Zeugnis!
Mit der Qualifikation für die Hauptrunde war die erste Hürde genommen und auch mit dem ersten Spieltag waren alle rundherum zufrieden! Nun galt es im zweiten Turniertag der weiterführenden Saison unsere Spitzenposition in unserer Staffel zu festigen und den Vorsprung auszubauen. Denn wer verliert schon gerne in einem Heimturnier. Keiner kann vorhersagen, was noch alles passiert und keiner der Qualifikanten stellt eine „Laufkundschaft“ dar. Was man hat, das hat man und so wollten wir die Sache angehen.
Es waren fast alle Mann an Bord, von der aktuellen Krankheitswelle blieben wir weitestgehend verschont. Bis auf einen „Skifahrer“ im Rahmen seiner Schulaktivitäten konnten wir das Stammpersonal aufbieten und den freien Platz mit einem Spieler aus unserer 2. Mannschaft ausfüllen. Was uns im Übrigen erfreut, weil so bei vielen Kindern die Sinnhaftigkeit, eine Reservemannschaft ins Rennen zu schicken, mehr als unterstreicht, da so alle Jungs im Wettkampf stehen und wichtige Erfahrungen sammeln.
Allerdings musste unser Cheftrainer leider kurzfristig absagen, zu malade war sein körperlicher Zustand und aus Anstand war Abstand die beste Lösung. Da wir in unserem Dreierteam ähnlich denken und die Informationsleitung kurz ist, stellte dies keine unlösbare Aufgabe dar. Im Vorfeld sorgte ein kurzfristiger und nicht mit allen Parteien abgesprochener Spieltausch, im Rahmen des Turniers, für etwas Irritation, aufgrund der Art und Weise im Vorgehen. Aber als faire Sportsleute haben wir dem Wunsch gerne entsprochen, in der Hoffnung, dass ähnliche Anliegen im Sinne der Gleichbehandlung ebenfalls in Zukunft verständnisvoll und unkompliziert entschieden werden.
Auftaktgegner sollte diesmal die Mannschaft aus Reudnitz sein. Im letzten Turnier zeigte sie sich hartnäckig, mit guten spielerischen Elementen und war bis fast zum Schluss ein Gegner auf Augenhöhe. Diesmal wollten wir von Anfang an „keine Luft dran lassen“, wollten entschlossen agieren, unsere Fehler minimieren und konsequent abschließen! Für den weiteren Turnierverlauf war von Anfang an klar, dass dies ein eminent wichtiges Spiel ist, um gefestigt und mit positiver Energie den langen Nachmittag erfolgreich zu bestreiten. Ohne die Belastung eines Doppelspiels und mit der nötigen Lockerheit gelang der perfekte Start. Dem Gegner schien die Fahrt noch in den Knochen zu stecken. Wir waren leichtfüßiger unterwegs und konnten uns rasch absetzen. Somit gelang es uns im weiteren Spielverlauf, die Kräfte gut zu verteilen und jedem Kind Einsatzminuten zu verschaffen. Über ein 12:5 zur Halbzeit stand am Ende ein deutlicher 24:17 – Sieg zu Buche. Die erste Anspannung fiel somit ab.
Nach einem Spiel Pause, in welchem Jena seine Stärke gegen Sömmerda beim 30:11 offenbarte, waren wir erneut gefordert. Sömmerda musste wieder ran. Das erste Turnier etwas weg von seiner Normalform und in Summe ihrer Möglichkeiten sicherlich nicht für den Staffelsieg infrage kommend, aber immer gefährlich, wenn man diese Mannschaft auf die „leichte Schulter“ nimmt. Ihr Spiel wird geprägt von einer körperlichen Spielweise, allerdings mit viel Verantwortung auf wenigen Schultern und mit hoher physischer Wahrnehmung. So war unser Anfang etwas zäh, vielleicht dem deutlichen Sieg im letzten Spiel geschuldet. Bis zur achten Minute mussten wir gar einem Rückstand hinterher laufen. So langsam erwachten aber die Sinne. Im zweiten Abschnitt ließen wir noch drei Gegentore zu und aus einem 11:8 wurde ein zügiger 23:11 Sieg. Auch hier waren wieder alle mit von der Partie. Dem Reiz eines Doppelspiels musste der Gegner am Ende Tribut zollen.
Jetzt standen wieder zwei Spiele Pause auf dem Plan, welche entstand, weil es zum bereits beschriebenen Spieltausch kam. Somit konnte Reudnitz eher nach Hause fahren und für Jena gab es keine Doppelbelastung im Turnierverlauf. Jena löste seine Aufgabe gegen Reudnitz souverän und Reudnitz hatte den „Schaden“ aufgrund des Doppelspiels, auf den letzten Metern gegen Sömmerda, den schon sicher geglaubten Sieg entkräftet aus den Händen gegeben. Ja und dann wollten wir auch den letzten Schritt für die „Eins“ im Zeugnis in der Zwischenbilanz gehen. Es hat sich ja herauskristallisiert, dass Jena und wir um den „Platz an der Sonne“ streiten. Und das wir gerne eineinhalb Schritte Vorsprung dahin haben wollten, ist aus unserer Sicht nur zu verständlich. Schon das letzte Spiel war kein Zuckerschlecken gewesen. Hohes Tempo und auch einige teilweise robuste Abwehraktionen auf beiden Seiten waren unverkennbar.
Zu Anfang waren unsere Beine etwas schwer, es wirkte alles ein wenig verkrampft. Der ein oder andere von uns musste erkennen, dass zum Handball eine faire Härte gehört, die man lernen muss zu akzeptieren. Für alles gibt es Lösungen - nicht zurückstecken, mutig bleiben, dagegenhalten und im besten Fall spielerische Elemente suchen. Und so arbeiteten wir uns kontinuierlich ins Spiel und übernahmen so langsam das Kommando. Die Brust wurde breiter und mit jeder guten Aktion wuchs das Selbstbewusstsein. Schon zur Halbzeit war die Tendenz erkennbar, die Führung war knapp, aber verdient. Zu Beginn des zweiten Abschnitts hielten wir die Spannung hoch und konnten den Anläufen der Jenaer, das Spiel zu drehen, Stand halten. Des Gegners Hauptangreifer und Entscheidungsspieler hatte sich aufgerieben in unserem Deckungsverbund, kein Tor gelang ihm mehr und wir konnten die gefühlte Distanz, das Spiel im Griff zu haben, auch im Ergebnis ummünzen, weil uns auch im Angriff zunehmend immer bessere Lösungen einfielen und eine Auslösehandlung für einige Bewegung sorgte. Fast überschwänglich waren die Emotionen und die Freude, den nächsten Schritt gegangen zu sein.
Es ist toll mit anzusehen, was gerade passiert. Jeder Einzelne entwickelt sich gefühlt weiter und wir als Mannschaft profitieren im hohen Maße davon, weil wir uns einig sind. Somit kann man auch unbedenklich das bestmögliche Zwischenzeugnis ausstellen. Platz eins in der Tabelle, mit derzeit einem Minuspunkt rechtfertigt das. Es wäre überragend, wenn uns diese Zahl bis zum Ende der Saison begleitet. Doch bis dahin ist es noch ein Stück des Weges. Im nächsten Turnier könnten wir eine Vorentscheidung erzwingen. Bei den bisher gezeigten Leistungen sollte uns nicht bange sein!
Hervorzuheben ist auch die Leistung aller drei Unparteiischen! Die Spiele der Heimmannschaft wurden im übrigen neutral, von vereinsunabhängigen Schiedsrichtern geleitet, was nicht immer üblich ist. Einige Schnitzelbrötchen und andere Leckereien gingen ebenfalls über den Tresen, was die Vereinskasse freut. Freude herrscht auch über das nachhaltige Interesse ehemaliger Nachwuchsentscheider aus Eisenach an unseren Spielen. So wurden Peter Hattenbach und Andreas Schwabe als aufmerksame Beobachter gesichtet.
SV Petkus Wutha-Frarnroda I spielte mit: Oskar Hanisch, Domenik Heim; Michel Schülken 7, Emilian Bleicher 17, Jannis Lehmann 9, Til Möbius 14, Leander Pahnke 3, Ben Seckelmann 1, Benjamin Ritz 3, Lukas Ruppelt 2, Marek Reinhardt 7, Colin Haase 1, Constantin Beck
Spielergebnisse:
SV Petkus Wutha-Farnroda - TSG Concordia Reudnitz 24:17
HSV Sömmerda 05 - HBV Jena 90 11:30
SV Petkus Wutha-Farnroda - HSV Sömmerda 05 23:11
TSG Concordia Reudnitz - HBV Jena 90 17:27
TSG Concordia Reudnitz - HSV Sömmerda 05 22:23
HBV Jena 90 - SV Petkus Wutha-Farnroda 13:17
Autor: Karsten Lehmann