starke Auftritte, aber nicht alle Wünsche erfüllt

Am letzten Sonntag im April fand die Finalrunde der männlichen D-Jugend um die Landesmeisterschaft statt. Eisenach war Ausrichter und wir hatten das Ziel unsere Platzierung in selbiger Konstellation von vor zwei Jahren mindestens zu bestätigen, was den Bronzerang zur Folge hätte. Allerdings durfte es gerne auch etwas mehr sein, was aufgrund des bisherigen Saisonverlaufes auch möglich schien.
Der Modus war neu. Die zu spielenden Halbzeiten wurden als Hin- und Rückspiel gewertet, jeweils unterbrochen von einer Halbzeit der anderen Paarung. Ein straffes Programm, was uns schon im Vorfeld sorgen bereitete, war man doch im permanenten Wettkampfmodus ohne tatsächliche Pausen. Die Aßmann-Halle bot sich dafür an, gab es doch für alle genügend „Auslauf“ um sich vorzubereiten.
Wer jetzt dachte, dass der Thüringer Handballverband die Veranstaltung nutzte, um einen Eventcharakter zu kreieren, sah sich leider getäuscht. Kein gemeinsames Einlaufen, keine Vorstellung der Mannschaften bzw. Schiedsrichter, keine Begrüßungsworte und keine Erklärung zum zu spielenden Modus. Da saß manch Einer etwas ratlos auf der Tribüne.
Die erste Aufregung gab es schon in der technischen Besprechung vor Spielbeginn. Jena als Tabellenerster der Hauptrunde qualifiziert, trat bewusst mit nicht spielberechtigten Akteuren an und bestritt die Meisterschaftsendrunde als Trainingseinheit, sodass die Ergebnisse nicht in die Wertung eingehen konnten und Platz vier von vornherein zu notieren war. Ein möglicher Wettbewerbsnachteil für unsere Mannschaft, da die Reihenfolge der Partien maßgeblichen Einfluss auf die Belastung der Teams ausübte.
Als haushoher Favorit ging der Nordhäuser SV ins Turnier. Bis dato gab es keinen Punktverlust, alle Spiele wurden meist deutlich gewonnen. Ihr Auftaktgegner war der ThSV Eisenach. Eine Mannschaft mit hoher körperlicher Präsenz und fast ausschließlich mit dem älteren Jahrgang am Start. So entwickelten sich zwei kampfbetonte Partien, in welchen der Ligaprimus ungewöhnlich viele Probleme hatte, seine gewohnte Dominanz auszuspielen. In zwei packenden Begegnungen setzten sich die Nordhäuser Jungs zwar am Ende knapp durch, ein Klassenunterschied war über weite Teile der Begegnungen allerdings nicht zu spüren. Gerade im 2. Spiel schnupperten die Wartburgstädter lange an einer Überraschung und hätten etwas Zählbares verdient gehabt. Ein voller Erfolg wäre hier durchaus im Bereich des Möglichen gewesen, Kleinigkeiten verhinderten den Sieg und somit sogar die Chance auf den Meistertitel. Hier war schon zu erkennen, dass sie den Rückstand zur Spitze fast egalisiert haben und eine positiven Entwicklung in den letzten Monaten zu verzeichnen ist.
Im zweiten Turnierspiel waren wir gefordert. Eine Begegnung, wie eingangs erwähnt, ohne sportlichen Wert. Lange haben wir überlegt, mit welcher ernsthaften Intensität und personellen Aufstellung wir die Sache angehen. Am Ende sind wir wahre Sportler und mit einem Erfolg und gutem Gefühl wollten wir ins Turnier starten. Das gelang über weite Strecken. Der Sieg war schwer erarbeitet. Nach zwischenzeitlichem Rückstand, konnten wir die erste Hälfte in unsere Richtung biegen. Allerdings war harter Kampf und Wille gefordert. In der 2. Halbzeit bekamen dann alle Spieler Einsatzzeit, damit jeder auch „Finale“ erleben konnte.
Viel Zeit blieb nicht für unser Duell gegen den nächsten Gegner. Der Spielplan brachte es mit sich, dass wir ein Doppelspiel hatten und gleich wieder auf die Platte mussten. Nordhausen vor der Brust, das letzte Aufeinandertreffen im Kopf und die Belastung der gerade zu Ende gegangenen Partien in den Knochen galt es Überraschendes zu schaffen. Spielerisch waren wir richtig gut dabei, agierten durchgängig auf Augenhöhe und hatten unsere Siegchance. Doch leider war das Glück nicht auf unserer Seite und wir verloren knapp mit einem Tor. Ärgerlich zwar aber auch mit Stolz verbunden, hatten wir doch diesen knappen Spielausgang aufgrund der Tatsachen nicht erwartet. So galt es das gute Gefühl in die 2. Halbzeit mitzunehmen. Hier taten wir uns deutlich schwerer und lagen schnell in Rückstand. Durch eine Systemumstellung, personelle Wechsel und unbeugsamen Willen schafften wir den Ausgleich. Der Klassenprimus hatte den ersten Punktverlust der Saison erlitten. Die Freude war groß. So konnte es weitergehen. Die Hoffnung war da, dass der Erfolg uns ein Stück trägt und über die körperlichen Strapazen hinweghilft.
Eine Halbzeit war Pause, in welcher der ThSV sein Wertlosspiel gegen Jena absolvierte. Sie konnten diese Begegnung gelassen angehen und Kräfte sparen ohne die Duelle gänzlich abzuschenken. Akteure mit sonst weniger Spielzeit konnten so im Turnier Erfahrungen sammeln. Und das sollte sich auszahlen, konnten so die Leistungsträger „Körner“ sparen und somit voll fokussiert in die wichtigen Matches gegen unsere Mannschaft gehen. Wir kamen schwer in die Gänge. Liefen die ersten 10 Minuten des ersten Duells noch pari, so konnten wir körperlich im Anschluss nichts mehr gegen die robuste und physische Spielweise entgegensetzen. Gegen die gegnerischen Jungs, die im Schnitt fast alle einen Kopf größer waren, fehlte die uns sonst auszeichnende Dynamik, um dauerhaft erfolgreich zu sein. Gegen die maximal defensiv im Erlaubten ausgerichtete Abwehr der Wartburgstädter war kaum ein Durchkommen. So war im ersten Spiel an einem klaren Erfolg am Ende nicht zu rütteln und ein 10:6 ging in die Statistik für den Gegner ein. Einmal im Flow und die Qualifikation zur Ostdeutschen Meisterschaft mit einem weiteren vollen Erfolg vor Augen war auch das Rückspiel schnell eine einseitige Angelegenheit. Zügig gerieten wir in Rückstand und alle Bemühungen die wir unternahmen, wurden erfolgreich verhindert. Selbst großer Kampfgeist und Wille reichten diesmal nicht zur Wende.
So beendeten wir das Turnier mit Platz 3, was dem Minimalziel entsprach und dem Wissen, dem Favoriten den einzigen Saisonpunkt „geklaut“ zu haben, aber auch mit einer kleinen Enttäuschung nicht zweiter geworden zu sein. Das wird uns aber nicht aufhalten, es in der nächsten Saison nicht wieder zu versuchen. Der maximale Erfolg wird nun immer schwerer werden, da die Leistungszentren die besten Spieler in ihre Internate holen und unter leistungssportlichen Aspekten trainieren können.
Als etwas glücklicher, aber über die gesamte Saison gesehen, verdienter Meister konnte sich der Nordhäuser SV zurecht feiern lassen. Die Eisenacher haben mit den deutlichen Erfolgen gegen uns den zweiten Platz perfekt gemacht.
Insgesamt ist festzustellen, dass sich das Gesamtturnier auf einem guten Niveau befand, wovon sich der anwesenden Landestrainer einen Eindruck vermitteln konnte. Nachdem die Schiedsrichter nach dem 2. Spiel über die Spielregeln in dieser Altersklasse aufgeklärt werden mussten, versuchten sie im weiteren Spielverlauf keine Mannschaft zu benachteiligen. Die Zuschauerkulisse muss erwähnt werden. Es ist nicht üblich, dass ca. 300 Besucher die Spiele verfolgen. Der visuell größte Fanblock kam vom Dorf und machte mächtig Alarm – herzlichen Dank für eure Unterstützung.
Etwas skurril die Vorstellung des Vertreters des Thüringer Handballverbandes. Dachte man, dass die Siegerehrung niveauvoller als die Eröffnung verlief, sah man sich getäuscht. Hoffte er doch, dass wir uns im nächsten Jahr mit „besseren Leistungen wiedersehen mögen“. Außerdem würdigte er die Mannschaft aus Jena als „Sieger der Herzen“, weil sie bei regelhafter Teilnahme den 2. Platz erreicht hätten.
SV Petkus Wutha-Farnroda spielte mit: Oskar Hanisch, Domenik Heim; Michel Schülken 10, Emilian Bleicher 5, Jannis Lehmann 10, Til Möbius 13, Leander Pahnke 6, Ben Seckelmann, Benjamin Ritz 2, Lukas Ruppelt, Marek Reinhardt 3, Colin Haase 1, Moritz Wagner 3
Spielergebnisse:
Nordhäuser SV – ThSV Eisenach 10:8
ThSV Eisenach – Nordhäuser SV 10:12
SV Petkus Wutha-Farnroda – Nordhäuser SV 11:12
Nordhäuser SV – SV Petkus Wutha-Farnroda 10:10
ThSV Eisenach – SV Petkus Wutha-Farnroda 10:6
SV Petkus Wutha-Farnroda – ThSV Eisenach 4:12
Autor: Karsten Lehmann